Blinde und Swingerclubs
Hallo Marlis,
ich versuchs zu erklären, vielleicht schaffe ich das ja.
Übrigens würde ich auch heute nicht mehr auf SM-Feten gehen, außer mit einem Partner, mit dem ich lange zusammen bin, und zwar wegen der Spielgeräte. Das ist auch mein persönlicher Grund gegen den Besuch von Swingerclubs, ich möchte nurnoch in einer Umgebung "spielen", in der ich mich sicher fühle, und zwar mit einem Menschen, den ich über einen längeren Zeitraum regelmäßig treffe, weil mir der Kick fremder Haut nichts gibt. Ich war Jahre lang viel auf SM-Feten und kann im Rückblick sagen, daß Sex einfach schöner ist, je eingespielter er wird, und genau das hast du weder im Swingerclub, noch auf einer SM-Fete.
Der Ort Swingerclub: Man sitzt im kleinen Kreis in einer Wohnzimmerähnlichen Runde und unterhält sich. Du hast also erstmal eine feste Sitzrunde. Entweder ich sitze neben jemand, den ich sympatisch finde, oder neben einem Mäußchen, das die Zähne nicht auseinander kriegt, das kann ich mir nicht aussuchen. Wenn man Glück hat, hat man einen Betreiber, der einen von Vorn herein neben jemand setzt, der, sagen wir mal, zu 90% passt. Dazu muss der Betreiber aber seine Gäste kennen, und auch den Umgang mit Blinden vermitteln können. Heist: dem Betreiber fällt die Aufgabe zu den anderen zu zeigen: "Hey, die ist anders, braucht eine andere Kommunikation, ist deshalb aber nicht uncool." Was machst du aber, wenn du einen Swingerclub-Betreiber hast, der jedesmal, wenn du dein Glas auf dem Wohnzimmertisch abstellen willst und nach der Tischkante greifst laut: "Vorsicht!" durch den Raum schreit? Dann hast du im Prinzip schon verloren.
Okay, nehmen wir mal an, ich sitze also in Dessous neben einem netten Gesprächspartner. Auf einer SM-Fete würde man irgendwann anfangen, zu verhandeln,
daß man spielen will und dann
was man spielen will. Im Swingerclub ist es aber angesagt, wurde mir von Swingerclub-Betreibern so erklärt, Smaltalk zu machen, damit sich die Gäste wohl und locker fühlen. Für den Blinden ist das nun ein riesiger Widerspruch: Einerseits trage ich dessous, andererseits soll ich mich aber aufführen, wie in einer gewöhnlichen Kneipe und reden, wie mit Leuten, mit denen ich nnur mein Bierchen in einer gewöhnlichen Kneipe trinken will?? Und was soll mich dabei dann anturnen? Die dessous der Anderen sehe ich ja nicht, ich höre nur ihren Smaltalk, der aber mit Sex außer es kommen versaute Witze, nichts zu tun hat. Schließlich würde man auch in einer netten Kneipenrunde versaute Witze erzählen. Das heist: ich habe nichts, an dem ich mich erregen könnte.
Klar, ich kann feststellen, ob der Mensch neben mir ein netter Kerl ist, was mir für ein Gespräch bei einem Bier in einer Kneipe auch völlig reichen würde. Aber mal Hand aufs Herz: würdet ihr wirklich mit jemand ins Bett gehen, von dem ihr nur wißt, daß er ein netter Kerl ist, mit dem man sich bei einem Bier unterhalten kann? Würde euch ein Kerl anturnen, von dem ihr keine Fotos hat, die euch ja auch Hinweise auf seine Persönlichkeit geben, evtl. auf seine Vorlieben etc? Für mich könnte der wirklich ganz genauso gut in einer Kneipe in einem Anzug neben mir sitzen, von der Atmosph´äre her.
Zwar reden SMler recht sachlich über die Regeln, aber durch dieses Reden über Sex lernt man ja auch, wie der andere im sexuellen Bereich eigentlich tickt. Und genau das interessiert mich ja, wenn ich mit ihm ins Bett gehen will. Ob er sich ein neues Auto gekauft hat oder ähnliche Smaltalk-Themen, sind für mich nicht wichtig. Außer natürlich, es gibt einen Guide, was welcher Satz im Smaltalk über das sexuelle Verhalten des Gesprächspartners aussagt... Wenn wer so einen hat, dann bitte her damit.
Genau deswegen machen mich ja auch Mails wie: "Hast du Lust, mir zu schreiben?" nicht an, denn mir stellt sich dann immer die Frage: "Wem denn eigentlich?" Denn ich habe ja kein heißes Bild dabei, was mich mein Hirn halbwegs ausschalten läßt... Außerdem, denke ich, sagen auch die Desous etwas über die Vorlieben ihrer Besitzer aus, jemand, der Leder trägt, sagt damit etwas anderes, als jemand, der Rüschen trägt. Klar, man könnte alle der Reihe nach befummeln, das funktioniert aber auch nur wieder, mit einem guten Swingerclub-Betreiber, der den Sehenden die Hämmungen vor einer Blinden nehmen und auch etwas über den korrekten Umgang mit Blinden vermitteln kann, und nicht noch Hämmungen schafft.
Wenn man nun alle Leute kennenlernen will, und zu diesem Zweck durch die Runde wandert, wird einem das auch oft übelgenommen, hier bräuchte man eben einen Betreiber, der wirklich vermitteln kann und selbst nicht unsicher ist. Okay, nun diskutiere ich also mit meinem Nebenmann darüber, dass er sich ein neues Auto gekauft hat, daß ich zwei Katzen habe... lauter Sachen, die mich im Grunde weder interessieren, noch auf Sex einstimmen... Und für mich ganz plötzlich, ohne eine entsprechende verbale Anfrage, liegt so mirnix, dirnix eine Hand auf meinem Bein.
Im SM-Bereich verbalisieren die Leute: "Hast du Lust, mit mir zu spielen?" Dann kann man "Ja" oder "Nein" sagen. In Swingerclubs sind Frauen erstmal "Freiwild", die zumindest berührt werden dürfen. Da der Blinde diese Berührung nicht kommen sieht und durch den Smaltalk auch nicht vorausahnen kann, ist das erstmal ein Übergriff.
Nehmen wir aber mal an, die Berührung hat mir gefallen, da man ja nicht über Sex redet, fehlen mir einfach ein paar wichtige Informationen über meinen Spielpartner, was er so mag, wo sich unsere Vorlieben überschneiden, etc... Eben genau dieses verbale, was mich angeturnt hätte. Okay, wir gehen trotzdem auf die Matte... In diesem Fall habe ich eine Matte und evtl. auch einen Herren, der schon nach ganz vielen Anderen riecht, beides empfinde ich als sehr unangenehm. Ich verlange von keinem Liebhaber, daß er nur mich allein hat, aber ich möchte, daß unsere gemeinsame Zeit uns allein gehört, ohne fremde Gerüche und Hände. Nun sind wir aber auf dieser Matte und vögeln so fröhlich vor uns hin, auf einmal kommt aus dem Nichts eine völlig fremde Hand auf mich zu und berührt mich, wo ich gerade gar nicht mit gerechnet habe, denn ich bin gerade sehr beschäftigt
und wirklich nicht auf die Außenwelt konzentriert. und plötzlich ist da ein dritter Körper, dessen Besitzer nicht gefragt hat, ob er sich dazulegen darf. Ein Blinder sieht diesen Körper nicht kommen, heist, das Abblocken einer solchen Situation liegt in Händen des sehenden Partners. Heist, ich muss diesem wildfremden Menschen auch vertrauen, daß er das kann und auch tut und nicht aus lauter Eigeninteresse einer dritten Frau ein "Ja" mit den Augen gibt.
Denn im Swingerclub wird eben nicht vorher gefragt, man berührt erstmal. Und Swinger sind auch keine Menschen, die so klare Regeln abstecken, wie SMler und sich dann auch daran halten. Denn dazu müsste man eben diese Kneipen-Smaltalk-Atmosphäre durchbrechen und klar über Vorlieben, Bedürfnisse und Grenzen reden. Genau diese Art von Dialog ist aber in einem Swingerclub nicht erwünscht, viel lieber sieht Mann auf der Matte, was sich alles so ergibt, denn wer weiss, vielleicht wird Manns Partnerin ja ganz plötzlich heiß auf eine dritte Frau, wenn sie wärend wir am Vögeln sind, eine an sich vorbeilaufen sieht, dann kommt die eben dazu, schwubs, ganz unkompliziert und nonverbal Grenzen erweitert. Und viele wollen ja genau das in Swingerclubs: unkompliziert und ohne Verbindlichkeiten, auch ohne verbale im Vorfeld, sehen, was geht. Natürlich: die geile Frau sehe ich nicht vorbeilaufen, noch ihre Anfrage mit den Augen ich fühle nur: "Patsch", eine Hand auf mir, von der ich nicht weiss, zu wem sie eigentlich gehört.
Da kann es schon vorkommen, dass eine Frau im Wohnzimmer wehement ablehnt, etwas mit einer anderen Frau machen zu wollen. Und ausgerechnet jene dame läßt sich dann auf der Matte, weil es sich irgendwie so ergeben hat, von mir verwöhnen... Das sind Unsicherheiten, die ich bei einem Spiel nicht brauchen kann. Ich weiß, wo meine Grenzen sind, was ich gern erweitern würde, und wo bei mir ein Nogo ist und möchte das auch respektiert haben. Dazu brauche ich Sicherheit und einen klaren abgesprochenen Ramen, den es in Swingerclubs so nicht gibt, denn Swinger wollen in gewisser Weise das Gegenteil von dem, was ich will. Da Dreieer für mich ein absolutes Nogo sind, und sie sind es, weil ich sie ausprobiert und keinen Gefallen daran gefunden habe, gibt es für mich noch einen Grund weniger, in einen Swingerclub zu gehen, denn viele dort sind eben auf Konstellationen mit mehreren Personen aus. Für mich ist aber Sex mit zwei Personen, die sich aufeinander beziehen, das einzig Wahre und man kann ja sehr wohl zu zweit sehr viele geile Sachen machen.
Da müsste schon eine Swingerclub betreiberin einen lieben Menschen einladen, der im Grunde eine Partnerin für sich allein sucht, mit der er sich regelmäßig fest zum Sex verabredet, möglichst zuhause. Aber solche Leute werden wohl nicht in Swingerclubs auftauchen, bzw. würde ein Swingerclubbetreiber mit einer solchen Verkupplung ja dauerhaft kein Geschäft machen.
Und dann gibt es da noch dieses dritte Problem: Swinger sind ja oft Pärchen, die jemand drittes suchen, das ist nicht mein Ding. Aber wenn man die mal fragt, warum die das eigentlich machen, bekommt man oft folgende Antworten: "Na ja, mein Mann würde ja sonst fremdgehen, und so weiss ich, was er macht". "Er wollte mal eine dritte Frau dabei haben." "Sie will mal mit einer Sie", "Er will mal anderen zusehen".
Merkt ihr was? da kommt nie das Wörtchen "Wir" vor. Oft ist da einfach eine umheimliche Resignation und Traurigkeit, die zumindest von einem der beiden Partner, meistens der Frau, ausgeht und ein zweiter Partner, der das einfach nicht sehen will. Da gibt es dann so Konstelationen wie: Der Mann begehrt die dritte Frau, die dritte Frau will eigentlich mit der Ehefrau des Mannes und nimmt ihn nur mit, weil es sein muss, und die Ehefrau tut das nur, damit ihr Mann sich nicht von ihr trennt, weil sie amliebsten nur ihn hätte. Kurz: es gibt in diesem Dreieck keine zwei Leute, die sich gegenseitig begehren. Natürlich geben es viele Paare nicht offen zu, dass einer in der offenen Beziehung unglücklich ist. Ich bin wirklich kein feinfühliger Mensch, der viele Dinge spürt, entgegen aller Klischees. Aber ich spüre diese Traurigkeit hinter vielen Pärchen im Swingerclub, dieses sich ständige Abgrenzen, daß der dritte nicht zu nahe kommt, diese Resignation... Leider kann ich diese Gefühle überhaupt nicht ausblenden. Ich finde es z.B. einfach schrecklich, wenn eine Frau für ihren Mann etwas mit einer dritten macht und er die dritte einfach geil findet und über die Gefühle seiner Partnerin hinwegtrampelt. Vielleicht könnt ihr Sehenden diese Gefühle bei Pärchen im Swingerclub ja leichter übersehen, und seid von den dessous usw. einfach abgelenkt, dann kann ich nur sagen: "Ihr glücklichen!". Meine damalige Freundin und ich waren uns aus diesen Gründen sehr einig, dass ein Swingerclub oft eine sehr doppelmoralische Angelegenheit ist.
Auf einer SM-Fete habe ich auch überall Securities, die rumlaufen, und sofort zur Stelle sind, wenn etwas nicht mehr für beide angenehm ist. Diese Sicherheit habe ich in einem Swingerclub nicht. Mir ist es in einem durchaus schon mal passiert, dass jemand meine Blindheit ausnutzen wollte, und meinem Mund seinen Schwanz ohne Schutz zugedreht hat, was mir erstmal nicht auffiel. Ich dachte: "Uch, was berührt denn da aus dem nichts meinen Mund?" Gott sei Dank ist ein anderer freundlicher Besucher dazwischengegangen. Aber von den Betreibern des Swingerclubs hat dieser Herr leider keine Sanktion erfahren, was auf einer SM-Fete wohl der Fall gewesen wäre.
Auch die Geschichte mit der ängstlichen Betreiberin kenne ich aus eigener Erfahrung. Ein andermal nahm ich ein Pärchen mit unter der Bedingung, dass er nur zuschauen durfte. So verabredete ich mich bei mir zu Hause mit den beiden. Nach wildem Sex mit ihr, fing sie plötzlich an, zu weinen. Auf die Frage warum erhielt ich keine Antwort. Also schnappte ich mir den Mann, ging mit ihm aus dem Zimmer und fragte, was los sei. Er gestand mir, daß sie durch eine dritte Frau ihre Beziehung aufpeppen wollten und sie jetzt traurig sei, weil es mit mir so viel leidenschaftlicher war, als mit ihm. Vor ihm hatte ich danach wegen seiner Ehrlichkeit wirklich höchsten Respekt. Das waren unter Anderem so die Dinge, die mich gelehrt haben, wie wichtig Zweisamkeit, Vertrauen und eine sichere Umgebung gerade für mich sind.
Denn Swinger kommunizieren eben viel mit den Augen und sind es nicht gewöhnt, im Gegensatz zu SMlern, diese Fernkommunikation auch in Worte zu fassen. Z.B. fragen sie mit den Augen, ob sie sich dazulegen dürfen. Ein Blinder guckt natürlich nicht abweisend, weil er nicht mitkriegt, daß da überhaupt wer dazugekommen ist... Also legt sich der Fremde eben dazu, weil es gab ja kein "Nein".
Früher auf SM-Feten hab ich es sogar mal gemocht, wenn mir Leute zusahen, allerdings ohne mich zu berühren. Da habe ich dann immer gebeten: "Könnt ihr so ein bischen reden, damit ich auch weiss, dass ihr da seit und zuseht?" Aber gerade diese Verbale Klarheit, die ist in Swingerclubs nicht drinn. In gewisser Weise geht es da um das Gegenteil: ungezügelte Leidenschaft, die kommt, wie sie kommt, egal, mit wem.
Noch ein Grund, warum ich Swingerclubs nicht mag ist sicher, dass ich, ganz unabhängig von meiner Blindheit, einfach jemand für dauerhafte Treffen in einer sicheren Umgebung suche, keinen Fremden, für den einmaligen Kick. Also denke ich, dass ich besser damit fahre, im JC weiterzugucken und zu hoffen, daß dabei früher oder später was rumkommt.
Ach ja: wenn ihr einen freundlichen Herrn für mich kennt, dann vergesst nicht, den auf mich zu verweisen, und ihm zu sagen, daß er bitte einen ordentlichen langen Text schreiben soll ja?
mal ganz lieb und frech in die Runde lächel
Auch ich hab über die Sache mit den Virtuellen Reizen in den letzten Tagen viel nachgedacht. Ich glaube wirklich, daß Blinde das nicht haben, und es auch deshalb, als eine Art kleinen Betrug ansehen, weil wir nicht nachvollziehen können, was hinter diesem Apetitt hohlen steckt, und wo das aufhört. Nein, Blinde sind deshalb nicht die besseren Menschen!!! Auch Blinde betrügen sich gegenseitig. Nur geht bei uns das Ganze eben mit Berührungen los, aber dieses Geil werden, aus der Distanz, das gibt es bei uns so nicht. Höchstens, vielleicht ein Schauspieler, mit einer geilen Stimme, den wir toll finden, aber das käme ja einem Schauspieler, der geil aussieht, gleich, und so viele geile Stimmen gibt es auf der Straße zum hinterherhören leider nicht.
Sehende müssen leider das Umgehen mit der Stimme erst lernen. Jemand, der auf Anhieb mit einem Blinden mit der Stimme gut flirten kann, der muss schon Callcenter Agent oder Schauspieler sein, fürchte ich, oder ein verdammt guter Menschenkenner, vielleicht Sozialarbeiter oder Prostituierte. Das ist wohl genauso, wie wir uns ein Stück eurer Körpersprache regelrecht antrainieren müssen, um nicht, ohne es zu wissen, abweisende Signale auszusenden.
Vielleicht kämen Rollenspiele diesem Appetitholen noch am nächsten? Denn dabei schlüpft man in die Rollen fremder Personen. Spiele ich also die Prinzessin, die von ihrem Märchenprinz, sagen wir mal, aus dem Turm einer bösen Zauberin errettet wird... und die danach natürlich mit ihm Sex hat, dann begehre ich ja für dieses Mal diesen mutigen Prinzen ohne Makel der mich gerettet hat... Für diese Zeit vergesse ich dann, daß der ja in wahrheit Peter heist, und mich Morgenmuffel mit seinem unerträglichen Frohsinn in der Früh in den Wahnsinn treibt...
Ihr versteht, worauf ich hinaus wwill?
Blinde, sehende und die Beziehungen... und warum sie auseinander gehen... ein schwieriges Thema.
Erstmal darf es niemals sein, daß ein Sehender für den Blinden zum reinen Helfer verkommt, denn solche Beziehungen gehen auseinander. Blinde und Sehende müssen sehr klar regeln, wo ein Partner hilft, wo nicht. Ein blind-sehendes Pärchen hat z.B. ausgemacht, daß jede Woche abgewechselt wird, mit Wohnungsputz. Der Blinde hat dazu eine Putzhilfe von seinem Blindengeld, das für genau solche Sachen da ist, finanziert. Meine sehende Freundin und ich hatten das so geregelt, dass einmal ich zu ihr, dann sie zu mir fährt. Jeder hatte in seiner eigenen Wohnung das Wochenende dann den vollen Küchendienst zu machen. Mit meinem letzten Freund habe ich z.B. immer alles gemeinsam gemacht, auch Küchendienst und einkaufen.
Ein Fehler von Seiten der Blinden kann also sein, daß sie den Sehenden schlichtweg mit Asistenz-Wünschen überladen, bis der Sehende nicht mehr kann und geht. Da gibt es dann keine Regelung und keine Putzhilfe, obwohl ein Blinder sich sehr wohl um so etwas kümmern kann. Blöd daran ist aber auch, daß viele Sehende das einfach mitmachen, anstatt hier von Anfang an klare Regeln zu setzen, oder später Prioritäten zu klären. Diese Regeln muss der Blinde meist selber vorschlagen, und notfalls dem Sehenden fast aufzwingen.
Ist er aber dazu zu bequem, dann scheitert die Beziehung. Das, würde ich sagen, ist oft der Fehler von Seiten des Blinden.
Der Fehler von Seiten des Sehenden ist oft ein zu oberflächlicher Umgang mit Beziehungen und zu wenig über Probleme, grade auch im Bezug auf die Blindheit, reden. Ein Beziehungspartner muss mir nicht überall im Alltag helfen, ich kann mir selbst eine Putzhilfe besorgen, z.B.
Aber viele Sehende nehmen Beziehungen einfach auch oberflächlicher, weil sie auch leichter eine haben können, und vergessen, daß es dem Blinden einfach sehr nahe geht, wenn eine Beziehung beendet wird, oder wenn sie betrogen werden etc. Wir haben eben nicht Schwubs mal eben so eine neue Beziehung. Heist: wenn wir einen Partner lieben, dann werden wir zu ihm stehen und die Beziehung führen, bis es wirklich nicht mehr geht, und nicht schon auf halbem Wege dahin die Flinte ins Korn werfen. Wir werden lieber, anstatt uns zu trennen, für den Partner an unsere Grenzen gehen, diese Treue aber auch von ihm erwarten. Ich denke, das ist ein bischen identisch mit dem, was ein Mensch beachten muss, der mit einem einsamen Menschen eine Verbindung eingeht. Einem einsamen Menschen wird sein Partner sehr viel bedeuten, er wird alles für ihn tun und felsenfest zu ihm stehen, dadurch erwächst aber auch viel Verantwortung und Verbindlichkeit, man kann sich nicht einfach mal irgendwie so finden und dann irgendwie so wieder gehen. Und ich denke, das Problem der Sehenden mit den Blinden ist, daß sich viele auf diese Verbindlichkeit heutzutage nicht mehr einlassen wollen oder können, bzw. ihre Verantwortung in so einer Beziehung nicht ernst nehmen, und das denke ich, tut am Ende dem Blinden mehr weh, als dem Sehenden.
Ich knabbere jetzt noch daran, daß mein Freund mich verlassen hat, vermiße ihm manchmal ganz schrecklich, manchmal bin ich auch wütend, manchmal denke ich, er ist trotzdem, aus unerfindlichen Gründen, der tollste Mann der Welt, an den niemand rankommt... Jedenfalls bin ich noch lange nicht so weit, jemanden wieder so nahe an mich ranzulassen, und suche genau aus diesem Grund nach einem verbindlichen Liebhaber. Aber ich merke auch, daß wenn mir jemand zu nahe kommt, was Gefühle oder verlieben angeht, ich ganz häftig meine Krallen ausfahren kann.
Ich denke, das ist ein weiterer Punkt: Blinde haben schlicht nicht so viele Partner-Interessenten heist, die Enttäuschungen wirken einfach auch schwerer. Daher ist es wirklich ganz wichtig, in einem Kontakt zu einem Blinden ehrlich zu sein, und nicht plötzlich "Krank", "Völlig beschäftigt mit der Arbeit"... oder ähnliche Ausreden vorzuschützen, denn das löst Wunden aus, die mehr wehtun, als ein "Nein" Und ich denke, auch diese Verbindlichkeit fehlt den Menschen heute.
Ich denke, für viele blinde Frauen ist daher auch Enttäuschung und Vertrauen und Angst vor dem Alleinsein ein großes Thema, so daß wir entweder sehr vorsichtig sind, oder uns sehr unsterblich verlieben. Aber ich glaube, dieses unbefangene mal eben so 3 Mails austauschen, zack, ein bischen verlieben und treffen... ist bei vielen von Uns nicht drinn.
Es ist schon interessant, wie viele mir schreiben: " "Würde dich gern kennenlernen", anstatt sich festzulegen und zu sagen: "Ich würde gern dein Freund, nicht dein Liebhaber sein", zum Beispiel.
Ui, ich merke gerade, daß ich all meine Gedanken und Gefühle in eine Riesenmail gepackt habe,
aber hat gut getan.
Ich hoffe, ich konnte die Frage mit den Swingerclubs und auch nach den Beziehungen beantworten.
Viele Grüße,
Die Wildkatze
P.S.: natürlich können auch bei Blinden und Sehenden Beziehungen auseinander gehen, weil es einfach nicht paßt. Ich bin in gewisser Weise stolz darauf, daß die Beziehungen, bei denen ich es weiss, wirklich allesamt nicht wegen meiner Blindheit auseinander gegangen sind. Aber das sind sie eben deshalb nicht, weil von Anfang an klare Regeln gesetzt wurden. ,